Kamen. Geht es um die Bemühungen zum Klimaschutz, sind Begriffe wie „Klimafreundliche Mobilität“ oder „Mobilitätswende“ nicht mehr wegzudenken. Doch was bedeuten diese für die Menschen vor Ort konkret? Welche Akteure sind hier beteiligt bzw. gefordert? Und welche Möglichkeiten gibt es überhaupt? Über diese Fragen tauschten sich jetzt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Klimaschutzgremiums bei ihrem jüngsten Treffen im Rathaus aus.
Eine ganz konkrete Antwort auf diese Fragen gab es bereits zu Beginn des Treffens: Die Stadt ehrte die Gewinner des diesjährigen Stadtradelns. Die Bilanz der 964 aktiven Radlerinnen und Radler, die in 50 Teams insgesamt 132.256 Kilometer für ihre Gesundheit und fürs Klima geradelt sind, kann sich hierbei auch für das Klima durchaus sehen lassen. So haben die Teilnehmer insgesamt 21 Tonnen CO2-Emissionen vermieden. Die Siegerehrung verdeutlichte eindrucksvoll, wie vielfältig und altersunabhängig das Radfahren sein kann. Beispiel Vera Kurt. Die 93-jährige Radlerin legte in den drei Wochen des Aktionszeitraumes 405 Kilometer zurück und wurde als „Siegerin der Herzen“ ausgezeichnet. Gerade mal drei Jahre alt hingegen ist Phil Heier, der mit seinem Laufrad immerhin zwölf Kilometer zurücklegte. Der 4-jährige Lenny Löffler nahm bereits das Fahrrad und schaffte 87,5 Kilometer und wurde in der Sonderkategorie „Miniradler Fahrrad“ ausgezeichnet. Sagenhafte 1.577,6 Kilometer spulte Ralf Geiger ab, der für die beste Einzelleistung einen Preis erhielt. Als bestes Team wurde „Ökumenisch in Methler“ mit 13.283 Kilometern ausgezeichnet, der ADFC Kamen darf sich mit 343 Kilometern pro Person als „radelaktivstes Team“ bezeichnen.
Das Klimaschutzgremium griff das Radfahren in seiner anschließenden Arbeit an vielen Stellen auf. Denn erst wenn es gelingt, die Menschen für Bus, Bahn und Fahrrad zu begeistern, können die Straßen und somit auch das Klima entlastet werden. Doch wo sind dort aktuell die Hemmnisse und welche herausragenden Möglichkeiten klimafreundlicher Mobilität gibt es eigentlich heute schon? Dennis Jaquet, Verkehrsplaner der Planersocietät aus Dortmund, gewährte mit einem lebendigen Vortrag den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dazu einen Blick über den Tellerrand. Matthias Breuer, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Kamen, hatte einige Zahlen dabei, die aufhorchen ließen. So lässt sich der zusätzliche Flächenbedarf für neuangeschaffte PKW allein in NRW auf 320 Fußballfelder pro Jahr beziffern. Auch ist seit Jahren der Trend zu immer mehr Fahrzeugen auf deutschen Straßen klar ablesbar. Die durchschnittlich zurückgelegten Strecken nehmen aber seit Jahren kontinuierlich ab. Stefanie Haake, Stadtteilmanagerin der Stadt Kamen, zeigte dann ein paar Schlaglichter aus dem Jahr 2023, wie sich Mobilitätsalternativen „anfühlen“ können. So standen beispielsweise zum Partnerschaftsfest insgesamt 100 E-Bikes für Radtouren durch Kamen bereit. Und auch die Cargobike Roadshow im Mai hat sehr deutlich gemacht, dass Lastenräder heutzutage eine echte Alternative zum Auto sein können. Egal, ob man große Lasten oder zwei Kinder transportieren muss. Die Bandbreite an unterschiedlichen Modellen ist riesig.
Nach den Vorträgen waren alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen, die unterschiedlichen Themen an Dialoginseln zu vertiefen. In Sachen E-Mobilität wurde deutlich, dass Sharing-Angebote eine gute Mobilitätsalternative zum eigenen Auto sind und dies unbedingt mit Photovoltaikanlagen gekoppelt werden muss. Mit Blick auf Bus und Bahn haben zahlreiche Teilnehmer ihre Begeisterung über das 49€-Ticket geäußert und deutlich gemacht, dass sie dies nun zum Anlass nehmen, häufiger Bus und Bahn zu nutzen. Nicht außer Acht gelassen wurde dabei aber auch der Punkt, dass der Nah- und Fernverkehr in Zukunft noch erheblich ausgebaut werden muss. Im Hinblick auf anstehende Umbauprojekte in Kamen wurde die Umgestaltung der Bahnhofstraße hin zu einer Einbahnstraße intensiv diskutiert und als positiv bewertet.